Buchladen Rote Straße – Göttingen

Nikolaikirchhof 7 in 37073 Göttingen Telefon 0551 / 42128 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Öffnungszeiten: Mo - Fr: 10 - 18:30 Uhr Sa: 10 - 15 Uhr

Den Roten Buchladen gibt es nun seit 50 Jahren und das wollen wir mit einem Fest feiern:

buchladenposter klein 2022

Am Donnerstag den 22.9.22 ist der Auftakt um 20.30 Uhr im Theaterkeller mit "Frau Doktor liest aus Jörg Fauser: Rohstoff", am Freitag Abend gibt es eine Lesung von Reimar Paul aus "Unterwegs die Jahre 1984-1989 in Göttingen" zur Göttinger Bewegungsgeschichte um 19.00 Uhr im Literaturhaus, am Samstag, 24.9 feiern wir mit euch ab 14.00 Uhr auf dem Nikolaikirchhof mit Erinnerungen aus den letzten 50 Jahren, Quiz, Getränken, Kuchen, Infoständen und einer Lesung um 18.00 Uhr mit Louisa Lorenz aus ihem Buch: "CLIT - die aufregende Geschichte der Klitoris" und anschließend gibt es von der Soliküche noch leckeres Essen für den Ausklang.

Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei - es gibt aber die Möglichkeit das Fest und den Buchladen zu unterstützen, indem ihr Soli-Eintrittskarten kauft. So könnt ihr, wenn ihr mögt, uns ein bisschen unterstützen. Die Soli-Tickets sind ab jetzt bei uns zu haben.

Eingeladen sind aber alle, ob mit oder ohne Ticket.

Kommt gerne getestet und bringt Masken mit.

 

Wir freuen uns sehr auf Euch...

 Euer Buchladen-Kollektiv

Und es gibt schon einen kleinen Vorgeschmack, das Stadtradio hat mit zwei Leuten von uns aus dem Buchladen-Kollektiv gesprochen, das könnt ihr hier anhören (aus rechtlichen Gründen darf diese Sendung nur privat genutzt werden).

 

KOMMUNIQUÉ 1-22


Es gibt etwas zu feiern: der Buchladen wird fünfzig, und obwohl er sich (und einige aus dem Kollektiv) langsam dem Rentenalter annähert, hoffen wir, dass 2072 sein hundertjähriger Geburtstag gebührend gefeiert werden kann, so offen für Neues und rebellisch wie eh und je. Wir tun unser Möglichstes, verjüngt hat sich das Kollektiv schon, und es wird sich (hoffentlich) bald weiter verjüngen. Und damit das Fest in fünfzig Jahren nicht aufgrund von zunehmender Verarmung, gesellschaftlichem Elend, neuen Hierarchien, Kriegen, Trinkwassermangel, Megadürren, Hunger oder Hitze ausfällt, versucht der Buchladen weiterhin, Material bereitzustellen, damit sich die Welt, die ganze Welt, zum Besseren wendet – eben das ist ja auch Sinn und Zweck des Buchladens. Wenn das gelingt, wird das Buchladenfest im Jahr 2072 alles in den Schatten stellen.
Doch bis dahin muss der Buchladen, wie viele andere auch, die Dauerkrisen bewälti-gen, die seit Jahren insbesondere jenen das Leben schwer machen, die nichts oder we-nig haben. Mit dem Coronavirus haben wir uns notgedrungen mehr oder minder ar-rangiert – wir bitten euch weiterhin, euch und andere zu schützen, und tatsächlich ist der Buchladen relativ gut durch die Coronazeit gekommen. Eine Welle der Solidarität hat uns getragen, die ihresgleichen sucht (wofür wir uns noch einmal ausdrücklich bei allen bedanken, die uns unterstützt haben). Und es wurde mehr gelesen; möglicherweise hat das oft totgesagte Buch doch mindestens so viele Leben wie eine Katze (und noch welche übrig). Zugleich scheint die öffentliche Hand bei der Ausstattung öffentlicher Bibliotheken den Rotstift angesetzt zu haben und Geld lieber fürs Militär auszugeben oder Steuererleichterungen für besser Betuchte zu planen, während für die Ar-men ein paar Tropfen auf heißen Steinen abfallen – oder gar nichts. Wenn sich der Trend bestätigt, dass Bibliotheken weniger Bücher einkaufen, wird der Buchhandel, also auch wir, darunter leiden (und natürlich alle, die Bibliotheken benutzen). Und niemand weiß, wie sich die zunehmende Armut, die Inflation und die steigenden Energiepreise auf das Buchgeschäft (und aufs Buchladen-kollektiv selbst) auswirken werden: wenn Bücher zu Luxuswaren mutieren, wird der Buchladen scheitern und un-tergehen. Vielleicht müssen wir, wenn sich so etwas abzeichnet, neue Wege gehen, mit euch zusammen: Bücherkonten für Ärmere, aufgefüllt von jenen, die mehr Geld haben; Patenschaften für Lesewillige ohne Geld, eine privat finanzierte autonome Biblio-thek oder etwa ganz Anderes. Aber das ist noch Zukunftsmusik, über die wir vielleicht im nächsten Jahr diskutieren werden, können oder müssen.
Keine Zukunftsmusik sind die steigenden Gaspreise, denn auch der Buchladen wird mit Gas beheizt, und eine Verdopplung oder Verdreifachung der Energiekosten kön-nen wir nicht einfach aus der Portokasse stemmen, ebenso wenig wie angesichts ex-plodierender Lebenshaltungskosten eine angemessene Lohnerhöhung für uns selbst: beides droht irgendwann den eng kalkulierten Finanzrahmen des Buchladens zu sprengen, auch wenn unsere Notgroschen noch nicht aufgebraucht sind. Wir melden uns rechtzeitig, bevor wir an den Kosten ersticken.
Doch jetzt ist es Zeit zu feiern. Der Buchladen hat schon ganz andere Krisen überlebt, nicht zuletzt dank Eurer Solidarität: finanzielle Nöte, Bußgelder, den Umzug, Durch-suchungen und Ermittlungsverfahren, Fluktuationen im Kollektiv und vieles andere. Wir sind guter Dinge, dass das so bleibt, freuen uns auf unser kleines Fest und hoffen, Euch dort begrüßen zu dürfen, zum Mitfeiern. Über alles andere werden wir Euch auf dem Laufenden halten, schriftlich, mündlich und irgendwann auch auf einer öffentli-chen Nutzer:innen-Versammlung.

 

DAS BUCHLADENKOLLEKTIV